In den Genuss von gleich zwei Lesungen an einem Vormittag kamen die Schülerinnen und Schüler des Gymnasiums der Schulstiftung Seligenthal. Der Emerenz-Meier Experte und Turmschreiber Göttler begann in der 6. Jahrgangsstufe mit „Max und Moritz in Weiß-Blau“, einer altbayrischen Dialektversion des Textes von Wilhelm Busch. Kinder, die keine Dialektsprecher waren, konnten der Veranstaltung trotz- dem mit Vergnügen folgen, da die Originalskizzen auf Großleinwand gezeigt wurden und allein der En- thusiasmus, mit dem der Lehrer- ausbilder vortrug, mitreißend war. Die 9. Jahrgangsstufe wurde mit einem weniger heiteren, aber doch interessanten Thema konfrontiert: Emerenz Meier, die Wirtstochter aus dem niederbayrischen Schief- weg, die im Alter von 32 Jahren nach Chicago auswanderte, wurde von Dr. Göttler in Form von Ge- dichten und Prosatexten aus der Feder der Schriftstellerin präsen- tiert. Dabei schienen auch die Ar- mut und die geistige Enge in den Texten als Motive auf, die manche Bayerwäldler zum Auswandern „ins Merika“ gezwungen hat. Vie- len Schülerinnen erschloss sich auch der Wert des Dialekts: so hart er manchmal auch klingen mag, so ist er dem Dialektspre- cher doch immer eine Heimat und ein adäquates Medium tiefe, un- verfälschte Gefühle zum Ausdruck zu bringen. Zudem konnten die drei Mädchenklassen Emerenz Maier als kämpferische, kritische und emanzipierte Frau kennen lernen, die sich ihrer Außenseiter- rolle als schreibende Frau durch- aus bewusst war und dies auch auf die Lebensumstände vieler Frauen zu schieben vermochte. Dunja Müller 57 Gymnasium der Schulstiftung Seligenthal Jahresbericht 2012/2013 Blick in die Fachschaften Deutsch Dr. Hans Göttler liest Stoßseufzer Hätte Goethe Suppen schmalzen, Klöße salzen, Schiller Pfannen waschen müssen, Heine nähn, was er verrissen, Stuben scheuern, Wanzen morden, Ach die Herren, Alle wären Keine großen Dichter worden. 001-139_GYM_Vers.24_Layout 1 03.07.13 10:39 Seite 57