11 Schulgemeinschaft Abitur 2013 fach, denn sie birgt ja immer auch die Möglichkeit der Fehlentschei- dung. Und je mehr Möglichkeiten sich auftun, umso schwieriger scheint es, das Richtige zu tun. Lassen Sie mich deshalb einige wenige Ratschläge formulieren: Es gibt nicht das Richtige, sondern nur das für Sie Richtige. Nehmen Sie sich Zeit, hören Sie in sich hin- ein. Wer das macht, was er gern macht, ist meist auch gut darin und hat Erfolg. Schielen Sie also nicht zu sehr auf Prognosen auf dem Arbeitsmarkt – was heute gefragt ist, kann in einigen Jahren schon anders sein. Wem es ge- lingt, seine Berufung zum Beruf zu machen, gewinnt eine zuverlässige Basis für ein glückliches Leben. Sie kennen aus der Bibel das Gleichnis mit den Talenten: Jede von Ihnen hat ihre ganz besonde- ren eigenen Talente. Das macht sie unverwechselbar und nicht aus- tauschbar. Vergraben oder miss- achten Sie Ihre Talente nicht, ver- mehren Sie sie, indem Sie Ihre Stärken fördern und das Abitur nicht als Abschluss, sondern als Anfang begreifen. Ihre Eltern ha- ben Ihnen eine gute Schulbildung ermöglicht – nun liegt es an Ihnen, daraus etwas zu machen. Ein Zweites: Talente, Begabungen bedeuten auch eine Verpflichtung. Wer sie für andere einsetzt, er- fährt das Glück, gebraucht zu werden, die Welt ein wenig besser machen zu können. Gibt es einen schöneren Sinn des Daseins? Ganz gleich, welchen Lebensent- wurf Sie wählen, ob Sie studieren oder eine Berufsausbildung er- greifen, ob sie alleine leben oder in einer Partnerschaft und vielleicht Kinder haben werden – Verantwor- tung für andere zu übernehmen, schenkt eine tiefe Zufriedenheit und macht stark. Viele von Ihnen haben sich in ihrer Schulzeit in so- zialen Projekten engagiert und da- bei die Freude erfahren können, die aus dem Helfen, aus dem Für-andere-da-sein erwächst. Ein Drittes und Letztes: Haben Sie den Mut, Ihren Lebensentwurf im- mer wieder auf den Prüfstand zu stellen und neue Herausforderun- gen anzupacken. Überall wird heute vom „lebenslangen Lernen“ gesprochen, die Zeiten sind schnelllebig geworden, die wenig- sten Menschen bleiben zeitlebens im einmal erlernten Beruf. Verän- derung bedeutet oft auch eine neue Chance – vorausgesetzt man bleibt sich selbst dabei treu. Vielleicht werden nicht alle Le- bensträume in Erfüllung gehen, aber auch dies gehört zum Leben oder wie Dietrich Bonhoeffer sagt: „Es gibt ein erfülltes Leben trotz unerfüllter Wünsche.“ Wenn ich Ihnen nun im Anschluss Ihre Abiturzeugnisse überreiche, möchte ich Ihnen nicht nur zu den hervorragenden Leistungen gratu- lieren, sondern vor allem auch dazu, dass Sie bewiesen haben, dass Sie Belastungen ausgehalten und mit einer großen Portion Selbstdisziplin sich um eines wich- tigen Zieles willen manch kurzfris- tiges Vergnügen versagt haben. Diese Eigenschaften machen lebenstüchtig und werden Ihnen noch oft helfen. Behalten Sie Ihre Schule in guter Erinnerung und halten Sie Kontakt zueinander. Gute Freunde gibt es nicht in beliebiger Anzahl und Freundschaften, die nicht gepflegt werden, verkümmern. Viele von Ihnen haben in der 10. Klasse als Tutoren unseren Kleinsten geholfen, in Seligenthal heimisch zu werden. Heute möch- ten unsere Fünftklässler Ihnen eine selbstgebastelte Gabe als Erinnerung an Ihre Seligenthaler Zeit mit ins Leben geben: Sie haben eine Eule als Motiv ge- wählt, denn sie steht für Klugheit und Wissen, – ein passendes Symbol für eine frisch gebackene Abiturientin – und die Eule ist ein nachtaktiver Vogel und damit ein guter Begleiter für die vielen Par- tys, die Ihnen in den kommenden Tagen und Wochen wohl einige Kondition abverlangen werden. Aber wie sagte Demokrit: „Ein Leben ohne Feste ist wie eine Reise ohne Einkehr“. Unsere guten Wünsche begleiten Sie in diese Zeit des Feierns und auf Ihrem Weg in Ihre Zukunft. Ursula Weger Gymnasium der Schulstiftung Seligenthal 001-139_GYM_Vers.24_Layout 1 03.07.13 10:38 Seite 11