10 Schulgemeinschaft Abitur 2013 Liebe Abiturientinnen, liebe Eltern! „Ein Leben ohne Feste ist wie eine Reise ohne Einkehr“sagte der griechische Philosoph Demo- krit vor 2500 Jahren. – Ich denke, dieser Ausspruch eignet sich gut für den heutigen Tag. Sie haben allen Grund zu feiern, denn eine lange und oft auch an- strengende Reise hat heute einen glücklichen Abschluss gefunden. An die 17.000 Schulstunden lagen auf Ihrem Weg zum Abitur. Ich hoffe und wünsche mir, dass Sie in diesen Stunden immer wieder die Freude, Neues zu erfahren und zu verstehen, spüren durften, denn Neugierde und Freude über die eigene Leistung sind die stärkste Motivation für das Lernen und schenken Selbstbewusstsein. Ihre Eltern und Lehrkräfte haben Sie auf Ihrem Weg bis zum Abitur begleitet, unterstützt, vielleicht manchmal getröstet und sicher ermutigt und freuen sich heute mit Ihnen über Ihren Erfolg. Liebe Abiturientinnen, Sie haben sich als Motto „Barbie 2013, wir haben es auch ohne Ken geschafft“ ausgesucht. Eine für mich zunächst überraschende Wahl, denn die 1959 auf den Markt gebrachte Barbiepuppe ist das Produkt einer äußerst erfolgrei- chen Werbestrategie, die auf Er- füllung von Klischees und Rollen- stereotypen setzt. Mit den Traum- maßen 99 – 46 – 84 ist Barbie medizinisch gesehen zwar nicht überlebensfähig, lässt aber – an- geblich – Männerherzen höher schlagen, sodass selbst erwach- sene Frauen wie Angela Vollrath als deutsche Miss Barbie keine Kosten und Mühen scheuen, um ihren Body von Schönheitschirur- gen möglichst „barbietauglich“ stylen zu lassen. Barbie ist wunderschön, äußerst begehrenswert – jedes Mädchen besitzt statistisch gesehen sieben Barbiepuppen –, stets nach der neuesten Mode gekleidet und nach einem Abenteuer mit einem australischen Surfer seit dem Valen- tinstag 2011 wieder mit Ken ein Paar. So will es die Werbung, die nicht müde wird, immer neue Lebensentwürfe für Barbie zu erfinden. Sie, liebe Abiturientinnen, zeigen mit dem zweiten Teil Ihres Mottos „wir haben es auch ohne Ken ge- schafft“ Gott sei Dank ein gesun- des Selbstbewusstsein und den spürbaren Stolz, als reiner Mäd- chenjahrgang den Weg bis zum Abitur gemeistert zu haben. Und so möchte ich Sie heute an Ihrem Ehrentag ermutigen, voll Selbst- vertrauen auch in Zukunft Ihren Weg zu gehen. Erfüllen Sie keine Erwartungen und Wünsche, die von außen an Sie herangetragen werden, sondern entwerfen Sie Ihre eigene Biographie! Agieren sie statt zu reagieren, werden Sie Trendsetter im besten Sinn! Eine kleine Portion Eigensinn hat noch nie geschadet! Wenn Sie mit dem heutigen Tag die Schule verlassen, ist das nicht nur ein Ortswechsel. Bis jetzt war Ihr Leben zu einem großen Teil vorge- zeichnet und festgelegt. Die Tage waren strukturiert – es gab Schul- tage, Wochenenden und Ferien- tage in regelmäßiger Abfolge. Zeit, die selbstbestimmt verbracht werden konnten, also eine Art ZfM – Zeit für Mich – wurde gerade in den letzten beiden Jahren wohl immer weniger. Nun liegt das Leben plötzlich wieder offen vor Ihnen. Ihre „Schulpflicht“ ist beendet: Sie entscheiden nun selbst, welche Richtung Ihr weiteres Leben nehmen soll. Wir Lehrkräfte hoffen, Ihnen dafür ein brauch- bares Rüstzeug mitgegeben zu haben. Doch die rechte Wahl zu treffen, ist nicht immer ein- Abiturrede der Schulleiterin Gy Jahresbericht 2012/2013 001-139_GYM_Vers.24_Layout 1 04.07.13 09:32 Seite 10