„Schön, dass eine Schulklasse die Stolpersteine besucht!“ Mit die- sen Worten werden wir von einem Herrn angesprochen, der durch die Theatergasse läuft, als wir die Stolpersteine, die zwischen den Pflastersteinen verlegt sind, gerade genauer betrachten. Dass einigen von uns die Bronze- steine, in die Namen, Geburts- und Todesdaten und die Orte der Ermordung der jüdischen Bürger Landshuts eingraviert sind, tat- sächlich noch nicht aufgefallen sind, bestätigt Andreas Heim: „Ich hab' sie noch nie gesehen.“ Beson- ders beeindruckt uns das traurige Schicksal von Cäcilie Hirsch, die nach einem Sturz aus einem Fenster ihres Wohnhauses ins Krankenhaus gebracht wurde. Dort instruierte die Ehefrau eines Landshuter SA-Angehörigen das Krankenhauspersonal, die Jüdin aus ihrem Krankenzimmer zu entfernen. Am 30. Oktober 1941 starb Cilly Hirsch dann an ihren schweren Verletzungen auf dem Flur. Unser Weg führt uns weiter zum Dreifaltigkeitsplatz. „Ich wusste gar nicht, dass hier früher eine Synagoge stand, die unter Herzog Ludwig dem Reichen zu einer christlichen Kirche umgebaut worden war“, sagt Johanna Vils- meier. Der Herzog hatte die Juden 1450 aus Landshut vertrieben und daraufhin die Synagoge um einen Chor erweitert und sie somit zur Dreifaltigkeitskirche gemacht. „Ich finde es unglaublich, dass gerade hier, auf diesem Platz ein Denkmal für Herzog Ludwig errichtet wurde“, bemerkt Anna Urkan. Am Nordwestportal von St. Martin suchen wir schließlich noch die Darstellung eines Mannes, der an den Schläfenlocken als Jude zu erkennen ist. Indem er die Münzen auf dem Tisch vor sich zusammen- rafft, soll er dem Betrachter als ein Mann vorgeführt werden, der das 10. Gebot – „Du sollst nicht begehren deines Nächsten Gut“ – missachtet. Dass Juden bereits im Mittelalter immer wieder ausgegrenzt, ver- achtet und aufs Schlimmste attackiert wurden, konnten wir auf auf unserem Stadtspaziergang nachvollziehen. Im 20. Jahrhundert versuchten die Nationalsozialisten jüdisches Leben in Europa gänzlich zu ver- nichten. Sophie Arndt findet deshalb folgende Schlussworte: „Es ist wichtig, den Opfern der grausamen Zeit zu gedenken. Es ist wichtig sich zu erinnern und wachsam zu sein, dass so etwas nie wieder passieren kann.“ Ruth Mirtes 48 Gymnasium der Schulstiftung Seligenthal Jahresbericht 2012/2013 Blick in die Fachschaften Gesellschaftswissenschaften Die Klasse 7a auf Spurensuche zur jüdischen Geschichte in Landshut Denkmal für Herzog Ludwig den Reichen Kinder der Klasse 7a vor den Stolpersteinen 001-139_GYM_Vers.24_Layout 1 03.07.13 10:39 Seite 48