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Jahresbericht 2012_13

Gerade schillernde Formen von Crossover, zum Beispiel Gothic und Crime Fiction in den Marvel Comics oder Gothic und Science Fiction in der Filmtrilogie Matrix erweiterten das Spektrum des Seminars erheblich und vor allem spontan. Unter anderem entwik- kelte sich das seminarinterne Leitmotiv der (Anti-)Helden mit deutschsprachigem Hintergrund, ob nun Dr. Heidegger mit seinem Experiment zur ewigen Jugend oder der postmoderne Franken- steinsche Charakter des Erik Lehnsherr alias Magneto. Dieses Leitmotiv wurde sogar noch erwei- tert, beispielsweise um den Rück- griff eines Washington Irving auf deutsche Erzählungen beim Dorn- röschenschlaf des Rip van Winkle oder die in Ligeia hervortretende Faszination Mitteleuropas für den Meister des Gruselgenres schlechthin, Edgar Allan Poe. Zu diesen über Lestats Horizont hinausgehenden Wahlmöglichkei- ten gesellten sich die höchst krea- tiven Referate und Seminararbei- ten der Seminarteilnehmerinnen, die danach trachteten, die dekon- struktive Philosophie der Matrix zu entschlüsseln oder geschichtliche Quellen zu Fürst Vlad, dem Paten aller Vampire, ausgruben. Weder die Erscheinung von diversen tra- gikomischen Blutsaugern im Musi- cal noch die Rezeptionsgeschichte des Meisterdetektivs Sherlock Holmes in verschiedenen Zeital- tern kamen zu kurz. Obwohl oder gerade weil Poe kein Satz wie der Lestats zugeschrie- ben wird, hatten die wenigsten Angst vor seiner Dichtung, Erzähl- kunst oder Stilistik, sondern enga- gierten sich beherzt, um das Ge- heimnis der Marie Rogêt aufzu- decken, ließen sich in einem venezianischen Kellergewölbe kurzfristig literarisch einmauern, wenn auch nur, um der Maske des Roten Todes zu entkommen. Andere Poe-Fans trotzten dem angsteinflößenden Raben und dessen ohne Unterlass ge- krächztem „Nevermore!“. Doch damit nicht genug. Vom kopf- losen Hessen des Washington Ir- ving durch New York gehetzt und, oh Graus, von einer Voodoo-Queen durch South Carolina gejagt, aber beiden mit der Hilfe des lange ver- schollenen Mr. Davenheim (einer Figur Agatha Christies) entwischt, machte sich manche sogar auf, die furchtbarste aller Mordwaffen zu entschärfen: Es handelt sich hier- bei um die narrative Ironie des Ro- ald Dahl in Form einer Lamm- keule, die den ahnungslosen Er- mittlungsbeamten von der Täterin zum Abendessen serviert wird! Laut Berichten der fiktiven Zeit- schrift Van Helsing´s Gazette sol- len die Schülerinnen übrigens seit der erfolgreichen Seminarteil- nahme vor allem in Siebenbürgen auch als fearless vampire slayers bekannt geworden sein, doch munkelt man ebenso, dass der seit Draculas Zeiten berüchtigte Dra- chenorden eine Aufnahme der ei- nen oder anderen Teilnehmerin im Sinn hat. Axel Oßner 126 Gymnasium der Schulstiftung Seligenthal Jahresbericht 2012/2013 W- und P- Seminare W-Seminar Englisch: Gothic literature and the detective genre „Hab´ keine Angst, ich werde dich vor eine Wahl stellen, die ich nie hatte!“, so der Altvampir Lestat de Lioncourt zu seinem unfreiwilligen Schützling Louis im Film „Interview mit einem Vampir“. Im Verlauf des Seminars wurde neben epochemachenden Romanen, Kurzgeschichten und Filmwerken eine weniger endgültige, doch nicht weniger spannende Wahl ermöglicht, nämlich die Gruselelemente und detektivischen Aspekte in verschiedenen anderen literarischen Gattun- gen aufzufinden und durch wissenschaftliches Arbeiten zu vertiefen. 001-139_GYM_Vers.24_Layout 1 03.07.13 10:42 Seite 126

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