Wie kann guter Unterricht noch besser werden?

Dieser Frage widmete sich der diesjährige pädagogische Nachmittag des Lehrerkollegiums aus ganz verschiedenen Perspektiven. In einem ersten gemeinsamen Teil in der Aula beschäftigten sich die Lehrerkräfte mit den Sprachhürden, die Kinder mit Migrationshintergrund oder aus bildungsferneren Schichten im täglichen Unterricht zu bewältigen haben. Prof. Leisen zeigte in seinem Online- Vortrag sehr anschaulich auf, wie sehr sich Deutsch als Umgangssprache von Deutsch als Bildungssprache mit komplexen Satzstrukturen und vielen Fachbegriffen unterscheidet. Im Selbstexperiment erfuhren die Lehrkräfte, wie schwer es ist, flüssig über Inhalte zu reden, wenn nur eine einzige Regel in der Sprachrichtigkeit verändert wird, wie z.B. nur Sätze zu bilden, in denen das Verb an erster Stelle steht. Das menschliche Gehirn ist nämlich so strukturiert, dass es nur in der ab Geburt erworbenen Muttersprache die Sprachrichtigkeit und Sprachflüssigkeit so abgespeichert hat, dass es sich ganz auf die Inhalte konzentrieren kann. In jeder erlernten Fremdsprache hingegen wird so viel Aufmerksamkeit durch die Konzentration auf die Sprachrichtigkeit gebunden, dass die Sprachflüssigkeit und die Inhaltsebene eingeschränkt sind.

Da inzwischen auch an den Gymnasien viele Kinder sind, die Deutsch nicht als Muttersprache erworben haben, - in Seligenthal liegt der Anteil von Kindern mit Migrationshintergrund über 20 % -, muss diese Hürde im Unterricht mitgedacht werden. Prof. Leisen stellte dem Kollegium ein breites Repertoire an Methoden und auch von KI gestützten Programmen vor, die diesen Kindern und ihren Lehrkräften helfen können, trotz dieser Hürde den Regelunterricht zu bewältigen.

Wie sehr dieses Thema den Unterrichtsalltag betrifft, zeigten die angeregten Gespräche beim gemeinsamen Mittagessen.

Im zweiten Teil ging es um vielfältige Methoden zur Auflockerung des Unterrichts durch Wach- und Muntermacher, zur Steigerung der Kooperation und Konzentration, zum Abbau von Stress und Ängsten durch Yoga und zur Entwicklung eines Wir-Gefühls durch das Spiel „Tower of Power“. Diesen Teil hatten jeweils Tandems aus dem Kollegium vorbereitet. In Kleingruppen wurden diese Angebote natürlich auch gleich ausprobiert, was allen Teilnehmern sichtlich großen Spaß machte. Ein Workshop mit wertvollen Tipps zur Bewältigung schwieriger Elterngespräche rundete das Angebot ab.

Die Rückmeldungen der Kolleginnen und Kollegen am Ende des Tages zeigte unisono, wie gewinnbringend für die eigene Arbeit dieser Tag von allem empfunden wurde. Ein herzlicher Dank gilt allen Kolleginnen und Kollegen, die bei der Vorbereitung und Durchführung mithalfen!

Ursula Weger