Wege aus dem GlashausDeva Manick am Gymnasium Seligenthal

Im Rahmen der Interkulturellen Wochen 2024 kam es am vergangenen Freitag für die 10. und 11. Klassen des Gymnasiums Seligenthal zu einer besonderen Lesung des Autors, Podcasters und Redners Devakumaran Manickavasagan – bekannt unter dem Namen Deva Manick – aus seinem Buch „Im Glashaus gefangen zwischen Welten. Ein Leben zwischen zwei Kulturen.“ Ermöglicht hatte die Lesung die Kommunale Jugendarbeit Landshut, die die Kosten übernahm.

Vor dem Hintergrund seiner ergreifenden Lebensgeschichte führte der Autor die Schülerinnen und Schüler über zwei Stunden durch Höhen und Tiefen des Seins, indem er aufzeigte, wie Menschen in Gegebenheiten und ihren eigenen Emotionen gefangen sind, wie fehlerhafte und ausbleibende Kommunikation innere Wunden vertiefen kann und welche Fluchtwelten sich letztlich zwingend als die Falschen erweisen müssen. Dabei sparte Deva Manick nicht mit Selbstkritik und Reflexion, sondern holte die Jugendlichen erkennbar dort ab, wo sie standen, was sich nicht nur am beständigen Lebensweltbezug, sondern auch an den facettenreichen Fragen, die im Anschluss an den multimedialen Vortrag vom Autor beantwortet wurden, und nicht zuletzt an der Tiefe der Auseinandersetzung auf beiden Seiten zeigte. Im Fokus stand dabei immer wieder die Frage „Wer bin ich eigentlich?“, die nicht nur, aber insbesondere für junge Menschen einen zentralen Faktor der Orientierung darstellt. Deva Manick bot den Anwesenden dabei auch zahlreiche Tipps und machte deutlich, dass es bei der Entwicklung des Selbst immer um bewusste Willensentscheidungen im Laufe eines langen, mitunter schmerzhaften Prozesses geht. Anstatt im Leiden der Vergangenheit zu verharren, solle man lieber an einem aktiven Gestalten der eigenen Zukunft arbeiten, wofür er selbst ein lebendiges Beispiel bot.

Auch deshalb fand die Lesung des in Deutschland geborenen Sohns von Exil-Tamilen im Gymnasium Seligenthal den passenden Rahmen, da hier seit Jahren beispielsweise in Form des erfolgreichen, bei Einführung landesweit ersten Brückenklassenprojekts gelebte Integration gelingt. Dabei kommt es von den engagierten Teilhabenden nicht bloß zu Lippenbekenntnissen, sondern zu fundierter, wertebasierter Auseinandersetzung mit dem Schüler als Menschen. Immer wieder verwies der Autor während seiner Ausführungen auf zentrale Lebensbegegnungen, von denen viele in seiner Schulzeit erfolgten, und machte dadurch deutlich, wie wesentlich wechselseitiges Engagement und Stütze durch Eltern, Lehrer und Freunde in dieser so prägenden Lebensphase für die Jugendlichen sind.

Robert Stefan

Foto: Franziska Vinzis Pilsl