
Politischer Dialog mit MdL Ruth Müller und Dr. Nasser Ahmed am Gymnasium Seligenthal
„Die Demokratie steht an einem Scheidepunkt –geht es weiter mit ihr oder geht es rückwärts?“, so die zentrale Frage von Dr. Nasser Ahmed bereits zu Beginn an die Schülerinnen und Schüler der 9. Klassen des Gymnasiums Seligenthal.
Am 17. Juli 2025 besuchte Dr. Nasser Ahmed, Vorsitzender und OB-Spitzenkandidat der SPD Nürnberg sowie Vize-Generalsekretär der BayernSPD zusammen mit der SPD-Generalsekretärin und Landtagsabgeordneten Ruth Müller unsere Aula, um Ahmeds neues Buch Und dennoch stehe ich hier – Warum ich Nürnberg liebe vorzustellen und mit den Schülerinnen und Schülern über die Wichtigkeit der Demokratie und die Verteidigung ihrer Werte zu sprechen.
Nach einer kurzen Begrüßung und Vorstellung durch die Schulleiterin Ursula Weger starteten die beiden Gäste das Wechselspiel von Interview und Lesung. Im lockeren Ton beantwortete Dr. Nasser Ahmed zunächst die Frage, wie lange es dauere, auf 220 Seiten seine Familiengeschichte niederzuschreiben – etwa ein Jahr, so seine Antwort – und warum er dies getan habe. Hierfür nahm er das Publikum mit auf eine sehr persönliche Reise: Vom Entschluss seines Vaters, das kriegsgebeutelte Eritrea 1964 im Alter von 14 Jahren zu verlassen, über Ägypten bis hin zur Ankunft in Deutschland. Der Prolog seines Buches ließ die Zuhörenden tief in die Familiengeschichte eintauchen – ein literarischer Einstieg, der berührte.
Doch die Stimmung wurde bald ernster. Der Autor berichtete eindrucksvoll von seinen Erfahrungen als einziges schwarzes Kind in einer Nürnberger Grundschule, seinem Weg in den Stadtrat und an die Spitze der Nürnberger SPD – und von den rassistischen Anfeindungen, denen er heute in den sozialen Medien begegnet. Er warnte vor einer kleinen, aber lauten Minderheit, die mit Hassbotschaften das gesellschaftliche Klima vergiftet. Gleichzeitig appellierte er an die „noch zu leise Mehrheit der Anständigen“, sich zu wehren: Hasskommentare melden, widersprechen, Haltung zeigen. Auch die Plattformbetreiber forderte er auf, ihrer Verantwortung gerecht zu werden – für ein freies, aber nicht rechtsfreies Internet.
Die Schülerinnen und Schüler hörten aufmerksam zu – und zeigten ihre Wertschätzung mit großem Applaus. Besonders interessant wurde es in der anschließenden Diskussionsrunde: Die Jugendlichen stellten zahlreiche Fragen, etwa zu den persönlichen Beweggründen für das politische Engagement, zum Umgang mit Populismus oder zur täglichen Arbeit im politischen Betrieb.
Zum Abschluss richteten die beiden Politiker einen eindringlichen Appell an die Jugendlichen: Demokratie ist keine Selbstverständlichkeit. Sie lebt vom Mitmachen, vom Lautwerden, vom Engagement jedes Einzelnen. Sie ist wertvoll und verdient es, dass für sie gekämpft wird, um den eingangs erwähnten Schritt zurück zu verhindern.
Ein herzliches Dankeschön an Ruth Müller für die Organisation und Moderation dieses besonderen Besuchs – und an Dr. Nasser Ahmed für seine Offenheit, seine Zeit und die Inspiration. Die Lesung machte definitiv Lust das Buch weiterzulesen!
Simone Blaschke
Foto: Markus Lohmüller